Elemente der Einvernehmlichkeit: Ehrlichkeit

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SusaSunshine
Beiträge: 74
Registriert: Mi Mär 25, 2020 10:55 pm

Elemente der Einvernehmlichkeit: Ehrlichkeit

Beitrag von SusaSunshine »

Hallo liebe Menschen,

oft genannt innerhalb der Polyamorie als grundlegende Voraussetzung für gelungene Beziehungen ist Ehrlichkeit.
Kommunikation und Ehrlichkeit "machen" aus dem sanktionierten "Fremdgehen" eine erlaubte und erwünschte Beziehungsform mit ernstzunehmender Weltanschauung und Ethik.
Meine Erfahrung ist, dass Dinge, die zwei Menschen voneinander zu wissen glauben, unterschiedlich aufgefasst werden können - was dazu führen kann, dass sie zu dem Verhalten des Partners oder der Partnerin nicht mehr ihre Zustimmung geben können.
Eine meiner wichtigsten Erfahrungen innerhalb der ersten 12 Monate Polyamorie war, dass ein Bruch in den tatsächlichen oder geglaubten Beziehungsannahmen sich für mich so anfühlt, als ob ein Partner* in der monogamen Welt fremd geht.
Seitdem kommuniziere ich deutlicher.
Als Grundlage Versuche ich, mir meine eigenen Annahmen bewusst zu machen.
Das ist nicht immer möglich, da Beziehungsannahmen häufig so verinnerlicht sind, dass sie in ihrer Gültigkeit als grundsätzlich und universell empfunden werden. Die Auswirkungen sind, dass Beziehungsannahmen als selbstverständlich vorausgesetzt werden inklusive der Annahme, dass mein Gegenüber sie teilt. Sie werden nicht kommuniziert, weil sie als "normal" empfunden werden.
Aus einer solchen angenommenen Selbstverständlichkeit können gefühlte Vertrauensverluste resultieren, die eine Beziehung sehr belasten können.
Ich kann dem entgegen wirken, indem ich mir ehrliche Fragen über meine Weltsicht und meine Motivation/meine Motive stelle und ehrlich, so weit möglich ohne "Zensurschere" im Kopf diese Fragen für mich beantworte und das Ergebnis kommuniziere.

Ein kleines Beispiel:
Ich habe mir angewöhnt, Menschen, die zu mir kommen, zu sagen, dass sie von der Wohnsituation nicht auf meine Persönlichkeit Rückschlüsse ziehen können, dann werden sie mich missverstehen... Ich bin viel Zuhause, weil ich Alleinerziehend bin und die Kinder ihr Zuhause und feste Bezugspersonen brauchen. Ich fühle mich meistens auch wohl dort. Aber auch eingesperrt und an einem funktionalen Alltag orientiert.
Mein Freiraum, mein emotionales Erwachsenen-Zuhause ist ein kleiner Garten am Rand von Berlin. Dort hinzukommen macht mehr von dem sichtbar, wie ich bin.
Um das kommunizieren zu können, musste ich mir eingestehen können, dass ich im Leben mit Kindern nicht meine einzige Erfüllung finde, obwohl ich sogar Poly-Partner gefunden habe, die gerne zu mir kommen und jeweils ein vertrauensvolles Verhältnis mit meinen Kindern haben.

Zum Thema "Motive" folgt ein extra Beitrag.

Herzensgrüße
Susa
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