Was ist eigentlich eine "Familie"?

In diesem Forum ist Raum für alle eure Fragen rund um Polyamorie und einvernehmliche Mehrfachbeziehungen.
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Amor
Beiträge: 29
Registriert: Mi Apr 08, 2020 9:28 am

Was ist eigentlich eine "Familie"?

Beitrag von Amor »

Ist ein polyamores Netzwerk eine "Familie"?
Wenn man heiratet, gehört man zur Familie.
Wenn man verbindliche polyamore Beziehungen hat, müsste man das doch also auch als "Familie" bezeichnen, oder?
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Amor
Beiträge: 29
Registriert: Mi Apr 08, 2020 9:28 am

Re: Was ist eigentlich eine "Familie"?

Beitrag von Amor »

Eine Familie berechtigt zu Treffen - sogar zu Coronazeiten.

Die Familie ist eine Versorgungseinheit.
Die arbeitenden und sorgenden Familienmitglieder versorgen die bedürftigen Familienmitglieder.

Aus der Familie ist der Staat gewachsen.
Er versorgt anstelle der Familie teilweise die Bedürftigen und motiviert die Arbeitenden.

Die Familie ist eine emotionale Einheit.
Auch der Staat ist teilweise eine emotionale Einheit.

Berechtigt und verpflichtet eine polyamore Liebe zur Versorgung?


Der Staat definiert und garantiert das Geld, den Lohn, den Anspruch auf Versorgung.
Wenn der Staat das Geld nicht mehr garantieren kann, zerfällt er in seine Bestandteile,
die Familien bzw. Clans.

Shine On You Crazy Diamond
SusaSunshine
Beiträge: 74
Registriert: Mi Mär 25, 2020 10:55 pm

Re: Was ist eigentlich eine "Familie"?

Beitrag von SusaSunshine »

Hallo Amor,
spannendes Thema, dass du hier eröffnest.
Es gibt den Begriff der Verantwortungsgemeinschaft.
Oft bedeutet das mehr Pflichten als Rechte, z.B. finanziell den Partner im gemeinsamen Haushalt unterstützen, wenn es um ALG2-Bezug geht, aber kein Anrecht auf Familienversicherung haben.

Da ist eindeutig politischer Handlungsbedarf.

Hier ein paar Links:
https://www.berlin.de/familie/de/inform ... milien-343

https://www.berlin.de/familie/de/inform ... schaft-191

Die Broschüre (unten auf der Seite verlinkt) "gemeinsam leben" enthält auch wichtige Infos.

Herzensgrüße
Susa
wolfgang
Beiträge: 2
Registriert: Di Mai 26, 2020 7:20 am

Re: Was ist eigentlich eine "Familie"?

Beitrag von wolfgang »

Gerade in der allgemeinen, fachlichen und damit der persönlichen Kommunikation kommt es m. E. (gerade je tiefer wir in begriffliche Situationen eindringen) auf die so genannte "Exaktheit der Definitionen" an.
Auch die "Verantwortungsgemeinschaft" ist ein Begriff, welcher uns alle dazhu verleiteen kann, die Rechtslage, Pflichtenlage und Interesselage zu vermischen.
Es ist und bleibt in der Kommunikation eines der schwierigsten Situationen, wenn unter verschiedenen Begriffen jeweils aus der unterschielichen Sichtweise dann von jedem Einzelnen etwas anderes darunter verstanden wird!
Eigentlich sollte es fachlich so sein:
- die Gebundenheit an die Ausdrücke einer (Fach-)Sprache,
- die Determination der lexikalischen Bedeutungen, die mit den(fachsprachlichen) Ausdrücken konventionell verbunden sind und
- die Verwendung sprachlicher Ausdrücke in bestimmten (fachlichen) Kommunikationssituationen
Doch kein Mensch beherrscht die jeweilige Fachsprache vollständig, zumindest meine/sehe ich das so.
Daraus entwickeln sich oftmals die "verrücktesten" Diskussionen, welche zwar auch wichtig sind, aber in den meisten Situationen nicht zielführen.
Wichtig ist es daher, verschiedene Sachgebiete nicht in einen "Topf zu werfen", sondern sie in den Bereichen zu belassen, aus denen sie ursprünglich kommen bzw. zugeordnet werden können.
Aus meiner wirklich bescheidenen Wissenssituation (oftmals fachlich bedingtes Scheuklappendenken) versuche ich dann, mich auf die jeweilige Ursprungsfrage bzw. fachlich/sachlich bestmöglichen Fachbereich "zurück zu ziehen", um mir das Veständnis für die Fage an sich zu erhalten!
In diesem Forum ist es für mich primär die Polyamorie, was natürlich nicht heißen soll und darf, dass die damit verbundenen Lebenssituationen hier nichts zu suchen hätten, aber zum Verständnis der Polyamorie gesehen, eher sekundär sind.
Polyamorie ist für uns aus der "heutigen Sicht" ein gesellschaftlichen Phänomen, dass einen natürlichen Ursprung hat und durchaus damit nachvollziehbar und existenziell berechtigt ist und bleibt. Im Rahmen der gesellschaftlichen und damit auch der sozialen Entwicklung sollte es gleichberechtigt sein, bleiben und verständlich sein. Aber ist es das wirklich?
Nicht nur der Nutzer "Amor" weist zu recht darauf hin, dass soziale Machtgefüge gerade aus materiellen Selbsterhaltungsgründen folglich jede Art und Weise der Auseinandersetzung mit diesem natürlichen Konvolut -Polyamorie- nutzen "müssen", um nicht ihr eigenes Machtgefüge in Gefahr zu bringen. Das muss aber auch zum Verständnis führen, dass eben auch der Staat, Religionen, Kirchen und Andere Jegliches mit allein schon der Begrifflichkeit "Polyamorie" Verbundene nicht nur infrage stellen, sondern auch dann ausgrenzen (notfals bekämpfen) werden, wenn es der eigenen Machterhaltung widerstrebt bzw. gefährlich werden kann!
Meines Erachtens ist folglich eine Vermischung von Themata aus dem Bereich gesundheitlicher Aspekte, staatlicher Begrifflichkeit und erst recht religiöser Ansichten/Positionierungen dem Verständnis der Polyamorie abträglich und läuft Gefahr, dem eigenen Verständnis- Positionierung des Themas als auch der eigenen Persönlichkeit schädlich zu sein ....
Gegenseitiges Verständnis, Darlegung eigener Wertegefühle und somit auch ihrer Definierbarkeit, Empathie und Empfinden des eigenen Ich`s sind doch gerade heutzutage so schonenswerte "Dinge" (ein anderes Wort ist mir gerade nicht eingefallen), dass es sich doch "lohnt", darüber zu reden, sich auszutauschen und damit im allegmeinen Wertegefühl einen immer höheren Stellenwert zukommen zu lassen!
Danke !
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